Die Liebe des Vaters und die Hl. Eucharistie
nach Jean Galot SJ

Die Liebe des Vaters
Auf die Zurückweisung der Liebe des Vaters durch die Menschen antwortet er mit der höchsten Gabe, die er uns schenken konnte, mit seinem Sohn, den er für uns im Opfer am Kreuz hingibt.

Die heilige Messe vergegenwärtigt in geheimnisvoller Weise dieses zentrale Ereignis, in dem der Vater das gibt, was ihm am teuersten ist.

Die Hl. Eucharistie ist das erhabenste Sakrament, ja es ist das Zeichen der größten Güte des Vaters zu uns sündigen Menschen.

… in der Hl. Messe
In der heiligen Messe dürfen wir nicht nur die Opfergabe Christi an den Vater, sondern wir müssen ebenso sehr die Gabe des Vaters im Sohn an uns sehen. Wollte man das Unsichtbare darstellen, dann müsste man den Vater zeigen, wie er sich über den Altar beugt, während der Priester die Messe feiert und wie er uns bei den Worten „Das ist mein Leib“ und „Das ist mein Blut“ sein Vaterherz übergibt, während Christus sich mit Leib und Blut als Opfer darbringt. Wenn Christus zu uns kommt, so kommt er immer, weil der Vater ihn schickt, als Geschenk von ihm. Deshalb muss auch unser Dankgebet wie an Christus, so auch an den Vater gerichtet sein.

Die Sehnsucht des Vaters
Nachdem er uns einmal sein Vaterherz geöffnet hat, will er es nie wieder schließen, es soll immer für uns offen stehen.

  1. Er will vor allem, dass wir immer mehr aus den Tiefen seiner Liebe schöpfen und mit immer größerer Sehnsucht von ihm die Gabe entgegennehmen, die er uns geschenkt hat.
  2. Er möchte, dass wir Menschen seinen Sohn, dessen Arme er am Kreuz ausgebreitet hat, durch die Vermittlung des Priesters von neuem und immer wieder in der Haltung des Opfers entgegennehmen.
  3. Der Vater will uns seinen Sohn als endgültiges Unterpfand seiner Liebe schenken und verlangt danach, der Menschheit diese Gabe noch vollkommener zukommen zu lassen.
  4. Er sehnt sich nach jeder einzelnen Messe auf Erden, um uns reichere Zuwendungen und Gnaden zu schenken und noch vollkommener der „Unsrige“ zu werden, indem er uns seinen Sohn nochmals zu eigen gibt.

Der Vater ernährt seine Kinder
Wenn die Hl. Eucharistie als Opfer das eigentliche Geschenk des Vaters ist, so wird diese Gabe auch in der Kommunion und in der Realpräsenz gleichermaßen weitergegeben. Die Kommunion als Nahrung der Gläubigen bezeugt die Sorge des Vaters, seinen Kindern das Leben der Seele zu erhalten. Denn normalerweise hat der Familienvater die Aufgabe, die Seinen zu ernähren.

Als Christus uns lehrte, zum Vater zu beten, ließ er uns sprechen: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ Als er die Einsetzung der Eucharistie ankündigen wollte, sättigte er zunächst, wie ein Vater, die Menge seiner Zuhörer mit Brot. Dann wies er darauf hin, dass das eucharistische Brot vom Vater unmittelbar gegeben sei, während das Manna in der Wüste durch Vermittlung des Moses gegeben wurde.

Der Vater ist also derjenige, der seinen Kindern die Nahrung gibt. Er ernährt die Seele sogar mit seinem eigenen Leben, das der Sohn uns weitergibt. Der Vater ist auch zunächst der, der die Kommunion austeilt. Von ihm, der sich zu jedem einzelnen Gläubigen hinab neigt, steigt das Brot vom Himmel herab, die Hostie, die jedem, der kommuniziert, gereicht wird. In diesem Augenblick teilt uns der Vater aus der größten eigenen Tiefe sein göttliches Leben mit. Aus dieser Gabe des Vaters schöpft jeder Gläubige die notwendige Kraft, um auf dem Weg nicht zu ermatten und ein christliches Leben führen zu können.

Der Wille des Vaters – die Realpräsenz Christi
Auch die Realpräsenz Christi, der in unseren Tabernakeln unbegrenzt weiterlebt, ist eine Gabe des Vaters. Wenn Christus einst durch den Willen des Vaters zu uns kam, dann bleibt er jetzt durch denselben Willen unter den Brotsgestalten unter uns. Dadurch vollendet und verwirklicht der Vater das, was er im Alten Bund begonnen hatte, als er den Juden seine göttliche Gegenwart als Unterpfand seines Bundes schenkte.

Diese ständige Gegenwart Gottes im Tempel von Jerusalem (Bundeslade) wurde als der Mittelpunkt der Verehrung des auserwählten Volkes betrachtet. Es war das außergewöhnlichste Privileg, das dieses Volk besaß: die konkrete Gegenwart eines so erhabenen und mächtigen Gottes hier auf Erden.

Der Vater wollte, dass auf diese spezielle Anwesenheit im Tempel von Jerusalem eine göttliche Gegenwart in viel höherer Form folgen sollte, nämlich durch die Realpräsenz des menschgewordenen WORTES in allen Tabernakeln der Welt. Diese eucharistische Gegenwart steht im Mittelpunkt jeder Kirche, so dass jeder, der dort eintritt, sich immer von Gott angenommen fühlt. Die kleinste Kapelle, in der das heiligste Sakrament aufbewahrt wird, umschließt eine Gegenwart Gottes, die unvergleichlich höher ist als die in dem damals einzigen Tempel in Jerusalem. So hat der Vater seine Liebe vervielfacht und die Gabe seines Sohnes verewigt. Deshalb ist der Tabernakel unserer Kirchen ein Zeichen dafür, dass Gott uns väterlich aufnimmt.

Texte entnommen: Jean Galot SJ, "Gott unser Vater", Bonifacius Verlag, 1963